Mit Flipper in den Pampas.

16 05 2009

Ort: Pampas bei Rurrenabaque (BOL)
Zeitunterschied: -6 Std. MEZ
Wetter: Mmh, warm und feucht

Nach vier semihumiden Tagen sollte es nun weiter im Norden in Rurrenabaque richtig schön tropisch werden. Eine weitere Übernachtfahrt stand an: 15 Stunden auf staubiger Buckelpiste entlang steiler Felshänge, zu 99% ohne Leitplanke. Es heißt die alte Strecke von La Paz via La Cumbre auf 5.000 m nach Yolosita bei Coroico sei „the most dangerous road in the world“, doch ich bin sicher, dass diese Strecke keinen Deut besser war, denn es ging teilweise 60 m ungebremst in die Tiefe. Nach 15 Minuten hat der Bus erst mal schön die Felswand gestriffen, was den Busfahrer aber natürlich nicht genötigt hatte den Bus anzuhalten, um zu schauen ob alles okay sei. Dann CC Catch in der Endlosschleife, entgegenkommende Fahrzeuge ohne Licht, kaputte Sitze im Bus und keine Minute Schlaf. Willkommen in Rurre, wo uns 5:30 Uhr schon die ersten Touranbieter belagerten. Disqualifiziert. Dann den Kofferkuli angeheuert und unsere Rucksäcke zum Hotel Oriental schieben lassen. Schlaf.

Rurre, wie Rurrenabaque liebevoll genannt wird, ist eine Kleinstadt am Fluß Beni, die sich den Temperaturbedingungen angepasst hat. In der schwülen Mittagshitze ist hier Siesta angesagt und auch sonst ist hier alles sehr „tranquilo“, in den Restaurants gibt es Fisch wie Wels oder Dorado, die Apotheken verkaufen fleißig Insektenschutzmittel und es wimmelt nur so von Touranbietern für mehrtägige Ausflüge in die Pampas oder den Regenwald. Die Pampas, offenes, feuchtes Grasland, gilt als der Klassiker, denn es winken Begegnungen mit Affen und Flußdelfinen. Der Dschungel ist vielfältiger und artenreicher, gilt aber trotzdem als schwer zugänglicher für Tierbegegnungen.

Die Anbieter haben teilsweise große Preisunterschiede und eigentlich alle ködern ihre Klientel mit den Schlagwörtern ökologisch korrekt und nachhaltiger Tourismus. Bei den meisten sind das allerdings nur leere Phrasen, denn es werden immer wieder bedrohte Arten gejagt, gefangen und dann den Touristen zur Fleischbeschau vor die Photolinse gehalten. Allerdings bleibt es dabei oft nicht, denn immer wieder werden Anacondas oder auch Affen getötet und sogar verspeist. Da die Billiganbieter ihren Guides gerade einmal 4€ pro Tag zahlen, schauen sich diese natürlich nach alternativen Geldquellen um und da bietet man dem abenteuerlustigen Tourist doch gern mal einen Extraservice an. Menschen, Tiere, Sensationen. Und wieder einmal sind es die Isrealis die sich negativ aus der Masse hervortun und einen Dreck auf Konservation geben. 1981 ging Yossi Ginsberg mit zwei anderen Touris für 20 Tage im Dschungel verloren aber nur er konnte sich mit Glück zum Fluß Tuichi durchschlagen, wo er von Einheimischen gerettet wurde. Zurück in Israel schrieb er ein Buch (Back from Tuichi), das ein Bestseller wurde und Rurre für die Israelis zum Mekka für Abenteuer Wildnis werden ließ. Heute machen die Anbieter 25% des Umsatz mit unseren Freunden vom Gazastreifen. Doch Artenschutz auf dem Grillrost ist nicht so unser Ding. Also haben wir uns zunächst für eine Pampas-Tour mit „Bala Tours“ entschieden, dem mit Abstand teuersten aber auch seriösesten Anbieter. Drei Tage in der Ecolodge mit Flußfahrten und allem Pipapo.

Los ging es im Mitsubishi Pajero Jeep inklusive 2 Iren, namens Claire und Steven, Typ spangelanger Hansel, nudeldicke Dirn, er dazu rothaarig, um gleich mal ein irisches Klischee zu erfüllen und unser erst 21-jähriger Guide Yadmani, der aber jeden Vogel persönlich mit Vor- und Nachnamen zu kennen schien. Was wir alles erleben durften? Wir konnten mit rosa Flußdelfinen schwimmen, uns von ihnen in den Fuß beißen lassen und die Racker beim vergnügten Spiel beobachten, unzählige Raub- und Singvögel, wie Tropische Kormorane oder Amazon Kingfisher tirillieren hören, Capibaras, die größten existierenden Nagetiere observieren, einen Ameisenbär durch Palmen klettern sehen, Rote und Schwarze Brüllaffen sowie Kapuzineraffen und Yellow Squirrel Monkeys beobachten, Kaimane flüchten sehen, übel und gefährliche Piranhas fischen und dann ein Exemplar der Sorte „Roter Piranha“ verspeisen, durch Mosquitowolken laufen und uns mit köstlichen Speisen verwöhnen lassen. Ja, das war schon fein. Und da die Iren nur 1,5 Tage dabei waren, hatten wir das ganze Camp mit auf Stelzen gebauten Holzhäusern für den Rest der Zeit für uns allein.

Und weil es so schön war, machen wir noch eine Tour in den Dschungel, konkret in den Madidi Nationalpark: dann aber schön zelten, baden im Fluß statt Dusche und kacken im Wald. Unser Dschungelcamp.


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